Staatliches Aufbaugymnasium mit Internat,
Schwäbisch Gmünd
Planung/Realisierung: 1963/64
Eigentümer: Land Baden-Württemberg
Projektpartner: Bauleitung + Mensa: Albert Hänle, Kunst: u.a. Mosny (Stuttgart), Klein (Stuttgart), Dietz (Schwäbisch Gmünd)
Auftragsmodus: Offener Wettbewerb
Veröffentlicht in : Schulen – Handbuch für die Planung und Durchführung von Schulbauten Verlag Georg D. W. Callwey München, 1969 Kapitel »Realschulen Gymnasien« Nr. 103, S. 208
Architektur Wettbewerbe Heft 30 Gymnasien und Mittelschulen Karl Krämer Verlag Stuttgart, 1959 S. 86
db Deutsche Bauzeitung 9/1966 Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart Schulbautypen S. 738ff
Bouw Centraal Weekblad voor het Bouwwezen in Nederland en Belgie Nr. 36/1969 S. 1394ff
Bilz, Dieter: Kinder- und Jugendheime Verlag Gerd Hatje Stuttgart, 1972 S. 55ff
Unmittelbar an der östlichen Peripherie von Schwäbisch Gmünd liegt der Höhenrücken Hirtenbühl, der zum Stadtgebiet hin ein starkes Gefälle aufweist. Diese Höhenlage des für den Neubau vorgesehenen Gebietes ließ die sich bis zu den alten Stadtmauern hinziehende neue und indifferente Bebauung des Talgrundes unwichtig werden. Der Blick wandert darüber hinweg bis an den klar erkennbaren alten Stadtkern mit den Türmen der ehemaligen Stadtmauer, dem mächtigen Dach des Münsters und dem Jahannisturm. Diese Situation ließ die Frage auftauchen, ob bei einem so gearteten Gegenüber nicht eine Richtungsbeziehung aufgenommen werden sollte. Dadurch würde am Stadtrand ein Festpunkt entstehen, der mit dazu beitragen konnte, einen Teil des auseinanderfließenden Stadtrands wieder deutlicher an das alte Zentrum zu binden. So ergab sich bei der Schulanlage ein Teil der stadträumlichen Konzeption aus dieser städtebaulichen Zielsetzung.
Auf dem höchsten Punkt des Baugeländes, zugleich als Abschluß des großen Eingangsbereiches, liegt das Hauptschulgebäude und westlich davon, über den Hang hinaus ins Schließtal greifend, die Turn- und Festhalle. Beide Gebäude sind unkompliziert und streng in ihrer Architektur. Lediglich der sich nördlich an das Schulgebäude anschließende, in ein freies Seitental orientierte, Musik-Pavillon ist freier gestaltet. Die Herbheit der beiden Bauten, des Hauptschulgebäudes und der Turn- und Festhalle, soll Ausdruck sein für den Ernst, mit dem das Studium hier betrieben werden soll.
Dem Musikpavillon sind, zum Tal hin gestaffelt, die Wohnheime gegenübergestellt. Grundzelle für den Wohnbereich ist der Maisonette-Typ. Die einzelnen Elemente, die über- und nebeneinander liegen, sind über offene Treppenhäuser erschlossen und um einen Freibereich mit Wasserbecken und Sitzstufen gruppiert. In jeder der gestapelten Maisonette-Einheiten sind 12 Schüler untergebracht mit Schlafräumen, Arbeitsräumen, Musikübezellen, Gemeinschaftsräumen und Wirtschaftsräumen.
Die Mensa (Wirtschaftsgebäude) ist Bindeglied zwischen Schul- und Wohnbereich. Ihre neutrale Grundform, ein Quadrat von etwa 25 m Seitenlänge, nimmt auch im Lageplan die ihrem Charakter entsprechende Position ein. Noch am großen Eingangsplatz liegend, jedoch schon die Wohnzone berührend, steht es wie ein Bollwerk an der Umleitung der Höhenlinie vom Nordwest- zum Südwesthang und nimmt in sich selbst die Hangsituation auf.
Man betritt das Gebäude von seinem obersten Geschoß her, erreicht den Speisesaal in der Höhe der Galerie und gelangt in unmittelbarer Eingangsnähe über eine Treppe auf das Saalniveau. Dem Hanggefälle folgend erschließt sich ein weiteres Geschoß mit den Personal- und Praktikantinnenzimmern.
Im Gegensatz zu den streng kubisch gehaltenen Gebäuden sind die Wege, die Frei-, Grün- und Wasserflächen sowie die Terrassen polygonal angelegt. So werden diese Verbindungsglieder der Gebäude untereinander zum Mittler zwischen der Natur und dem vom Menschen geschaffenen Bauwerk.